Die Bruchzeichen dienten und dienen der Verständigung der Jäger untereinander, sie sind die „Zeichensprache“ der Jäger und so alt wie die Jagd selbst. Schon damals verständigten sich die Jäger damit untereinander oder schmückten sich und ihre Hunde sowie das erbeutete Wild mit Brüchen. Jeder Bruch ist anders geformt, teilweise befegt oder blank und hat somit eine eindeutige Funktion.
Brüche werden in der Regel den gerechten Baumarten Eiche, Kiefer (auch Latsche und Zirbelkiefer), Fichte, Weißtanne und Erle entnommen. Die Brüche werden gebrochen, nicht geschnitten.
Es widerspricht nicht dem Brauchtum, wenn ein Anschussbruch mit anderen Materialien verbrochen wird, falls keine gerechten Brüche vorliegen. Hier zählt allein der Tierschutzgedanke.
Verständigungsbrüche:
Hauptbruch:
Bedeutung: Achtung!
Er ist mindestens armlang und befegt, um ihn auffälliger zu machen und besser von durch Wind abgebrochenen Zweigen unterscheiden zu können. Er kann aufgehängt oder auf den Boden abgelegt werden. Er wird mit anderen Zeichen kombiniert.
Leitbruch:
Bedeutung: Folge mir.
Er soll hinführen, er fordert zum Folgen auf. Er ist halbarmlang und befegt. Seine gewachsene Spitze zeigt in die Richtung, in der man folgen soll.
Anschussbruch:
Bedeutung: Hier ist etwas passiert.
Er ist von großer Bedeutung für eine Nachsuche, er markiert den Anschuss für den Hundeführer (hier zusätzlich mit roten Flatterband aus signalroten Papierstreifen versehen). Er wird meist kombiniert mit einem Fährtenbruch. Er wird mit dem gebrochenen Ende aufrecht in den Boden gesteckt, damit er auch nach Sturm- oder Schneeeinwirkung wiedergefunden wird. Er sollte mindestens die Länge eines Leitbruchs aufweisen. Der Anschussbruch wird nicht verfegt.
Standortbruch:
Bedeutung: Hier ist Dein Platz.
Er kennzeichnet bei Gesellschaftsjagden den Standort des jeweiligen Schützen. Der Standortbruch ist ein unbefegter halbkahler Bruch, d.h. die unteren Zweige werden entfernt, er ist armlang und wird in die Erde gesteckt. Er wird kombiniert mit einem Hauptbruch, dessen gewachsene Spitze die Richtung der Folge angibt.
Fährtenbruch:
Bedeutung:
Er dient der Unterstützung des Hundeführers bei einer Nachsuche. Ein halbarmlanger, unbefegter Bruch wird auf den Boden in Fluchtrichtung des Wildes abgelegt. Beim männlichen Stück mit dem gebrochenen Ende, beim weiblichen Stück mit der gewachsenen Spitze. Um Missverständnisse auszuschließen, wird der Fährtenbruch zusätzlich geäftert (kleiner Querbruch am Ende des Zweiges.
Wartebruch:
Bedeutung: Warte hier.
Der Wartebruch dient der Verständigung der Jäger. Zwei unbefegte armlange Brüche werden überkreuzt auf den Boden abgelegt (links). Wird das Warten auf-gegeben, werden an beiden Zweigen die Äste entfernt und dann wieder überkreuzt abgelegt (rechts).
Warnbruch:
Bedeutung: Hier droht Gefahr.
Er besteht aus einem bis auf die Spitze entzweigten und befegten Zweig, der rund zu einer „Schlinge“ zusammengebogen wird. Er wird in der Regel in Augenhöhe aufgehängt und soll auf Gefahren aufmerksam machen.
Streckenbrüche:
Inbesitznahmebruch:
Er zeigt an, dass der Erleger ein Stück in Besitz genommen hat. Darüber hinaus hat er eine symbolische Bedeutung und stellt eine ehrende Geste des Jägers dem Wild (nur Schalenwild) gegenüber dar. Das Stück wird auf die rechte Seite gestreckt und der Bruch auf den Wildkörper abgelegt. Beim männlichen Stück zeigt das gebroche-ne Ende zum Haupt, beim weiblichen umgekehrt.
Letzter Bissen:
Dem männlichen Stück wird ein Bruch in den Äser / Gebrech gegeben. Dieser Brauch stammt aus der Frühzeit und soll eine symbolische Versöhnung mit dem erlegten Tier, dessen Seele, dessen Geist und Gott bedeuten.
Schützen-/ Erlegerbruch:
Er wird heutzutage für jedes erlegte Stück Schalenwild überreicht. In vielen Revieren ist es üblich, auch für einen Fuchs einen Bruch zu überreichen. Auch für die Erlegung eines Auer- und Birkhahns oder eines Murmeltiers ist es üblich, einen Bruch zu verteilen.
Der Erlegerbruch wird zunächst mit dem Schweiß des erlegten Stückes gefärbt und dann vom Jagdleiter oder im Falle eines bei einer Nachsuche zur Strecke gekommenen Stücks vom Hundeführer auf seinem Hut oder Waidblatt mit einem Waidmannsheil dem Schützen überreicht. Der Schütze bedankt sich mit Waidmannsdank und steckt den Bruch an die rechte Seite seines Huts. Er gibt dem Hundeführer einen Teil des Bruches zurück, der davon wiederum seinem Hund einen kleinen Hundebruch abzweigt und den Rest an die linke Seite seines Huts steckt.