Wolf kann immer kommen

Ende Januar wurde unter Einhaltung aller Corona-Regeln eine kleine Bewegungsjagd am Rande des Übungsplatzes Daaden durchgeführt. Hierbei kam ein Stück Rotwild zur Strecke, ein weiteres wurde krank geschossen. Nach Ende der Jagd führte ich die Nachsuche durch. Am Anschuss befand sich zunächst kein Schweiß. Erst im Verlauf der Krankfährte wurde der Schweiß häufiger. In einem höher gelegenen Hauberg ging das Schmaltier ins Wundbett. Leider konnte ich keinen Fangschuss antragen. Das Stück ging flüchtig bergauf durch den Hauberg ab. Wir entschlossen uns, eine Pause einzulegen, damit sich das Schmaltier ein weiteres Mal ins Wundbett legen konnte, um dort krank zu werden. Nach geraumer Zeit setzten wir die Nachsuche vor. In einem Dickungskomplex war es mir nur in niedrigster Gangart möglich, dem fährtentreuen Hund zu folgen. Erneut kamen wir ans Wundbett. Mir war es auch hier nicht möglich, zu schießen oder gar den Hund zu schnallen, da Schnee und dichtes Astwerk dies unmöglich machten. Wieder ging das Stück aus dem Wundbett ab. Nach nochmaliger Pause setzten wir erneut an. Auch diesmal war das Stück noch zu vital, um einen sicheren Schuss anzubringen. Daher beschlossen wir, die Nachsuche abzubrechen und am nächsten Tag fortzusetzen. Absicht war es, dass das Schmaltier über Nacht zentralisiert bzw. noch kränker wird. Am nächsten Tag setzten wir die Nachsuche erneut am letzten Schweiß an. Das Stück war aus der Dickung gezogen und in einen lichteren Bestand gewechselt. Unmittelbar neben der Fährte war die Spur eines Wolfes zu sehen. Im weiteren Verlauf kamen wir an eine Stelle, an der sehr viel Schweiß und Schnitthaar zu finden war. Dies wiederholte sich noch einmal. Hufeisenförmig ging es zurück in die Dickung. Dort fanden wir das Schmaltier vor. Es war offensichtlich dort gerissen worden. Über die Hälfte des Stückes hatte der Canis Lupus gefressen.
Dieses Geschehen hat mich sehr beeindruckt und verdeutlicht, dass wir jagdlich vor einer neuen Herausforderung stehen. Dies gilt nicht nur für die Nachsuchen, sondern auch für die Bewegungsjagden. Da die Wolfsbestände in Deutschland sprunghaft ansteigen, müssen wir noch sensibler und vorsichtiger sein. Schutzwesten für unsere Hunde sind nach meiner Meinung Pflicht. Eine Nachsuche alleine durchzuführen ist sehr waghalsig. Ich hoffe, dass in naher Zukunft von der politischen Seite angemessen reagiert wird und der Wolf unter das Jagdrecht gestellt wird. Eine Patentlösung für die Gefahren, die durch den Wolf entstehen, kann ich nirgendwo erkennen. Bitte passt auf euch und eure Vierbeiner gut auf. Waidmannsheil und Suchenglück, Josef Paul Jendrek (Hegeringleiter Betzdorf-Kirchen)